Station 02: Asse II bei Wolfenbüttel - Die Bedeutung von Transparenz
Die Schachtanlage Asse II zeigt exemplarisch, wie Deutschland mit schwierigen Altlasten umgeht: Die BGE holt wegen eindringenden Wassers die in den 1960/70ern eingelagerten radioaktiven Abfälle zurück – ein weltweit einmaliges, technisch wie gesellschaftlich anspruchsvolles Projekt, das auch die Zivilgesellschaft einbezieht.
Die Schachtanlage Asse II veranschaulichte der Gruppe exemplarisch den Umgang Deutschlands mit schwierigen Altlasten. Zuständig ist die Bundesgesellschaft für Endlagerung (BGE), die die Anlage seit 2017 betreibt. Ein Vortrag im Besucherzentrum vermittelte Geschichte, Problemstellungen und aktuelle Planungen. Eine anschließende virtuelle Grubenfahrt mit 3D-Brillen gewährte Einblicke in Abbaukammern und sensible Bereiche.
Warum lagern dort überhaupt Abfälle, obwohl das Bergwerk heute als instabil gilt und Salzwasser eindringt? In den 1960er und 1970er Jahren galt das ehemalige Salzbergwerk als trocken und "selbstabdichtend" und wurde als Versuchsendlager genutzt. Eingelagert wurden schwach- und mittelradioaktive Abfälle aus Kraftwerken, Forschung, Medizin und Industrie. Die charakteristischen gelben Fässer enthielten feste Reststoffe, Bauschutt, Laborabfälle sowie in Bindemittel eingebettete Filter und Geräte. Heute ist klar, dass über Klüfte und alte Grubenbereiche Wasser in das Bergwerk sickern kann. Da diese Wassereintritte die Langzeitsicherheit gefährden, hat der Bund die Rückholung der Abfälle beschlossen – ein weltweit einmaliges Vorhaben.
Die größten Herausforderungen lassen sich in vier Punkte zusammenfassen:
- Standsicherheit: Die Stabilität der Hohlräume und des umgebenden Salzgebirges wird durch das Verfüllen mit stützendem Salzbeton gewährleistet.
- Wasser: Jeder Wasserzufluss wird erfasst, gesammelt und überwacht, um die Risiken bis zur Bergung der Abfälle zu beherrschen.
- Rückholung: Die Gebinde werden aus engen Kammern geborgen, an der Oberfläche sicher umverpackt und für die weitere Lagerung vorbereitet. Hierfür entstehen ein neuer Schacht und moderne Anlagen über Tage.
- Vorsorge: Klare Notfallpläne für unerwartet hohe Wasserzutritte ermöglichen rasche Sicherungsmaßnahmen, notfalls auch eine Verfüllung, um Mensch und Umwelt zu schützen.
Eine besondere Rolle spielt die Einbeziehung der Zivilgesellschaft. Rund um Asse II gibt es regelmäßige Informationsveranstaltungen, Veröffentlichungen von Messdaten und eine Bürgermessstelle, bei der Anwohner Proben untersuchen lassen können. Ein „Runder Tisch“ bringt BGE und regionale Akteure wie Kommunen, Bürgerinitiativen, Umweltverbände und Bürgerinnen/Bürger zusammen, um zur Asse-II-Thematik zu diskutieren. Dieses Miteinander soll Transparenz und Vertrauen schaffen.
Weitere Materialien
Videos (Deutsch)
Materialien auf Deutsch
Magazinartikel (journalistisch verfasst auf der BGE-Plattform „Einblicke“), der Optionen für Abfallbehandlung und Zwischenlagerung nach der Rückholung verständlich erklärt.
Stirn, A. (2022, Juli). Alles muss raus – aber wohin? [Magazinartikel]. Einblicke #14 – Magazin der Bundesgesellschaft für Endlagerung (BGE). Link zum Artikel
Das Online-Magazin „Einblicke“ der Bundesgesellschaft für Endlagerung veröffentlicht hier ein Interview zur Strahlenschutz- und Überwachungsfrage rund um die Schachtanlage Asse II.
Schüring, J. (2022, Juli). „Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser“ [Interview]. Einblicke #14 – Magazin der Bundesgesellschaft für Endlagerung (BGE). Link zum Artikel
Informationsseite der regionalen Zivilgesellschaft zum Asse-Begleitprozess (Rollen, Akteure, Entwicklungen) – Einblick in Beteiligungsstrukturen.
Asse-2-Begleitgruppe. (n. d.). Der Begleitprozess Asse II [Webseite]. Link zur Webseite
Veranstaltungsbericht „Asse Aktuell“ zeigt, wie BGE Informationen vermittelt und mit Bürger*innen in Dialog tritt (z. B. Juni 2024).
Bundesgesellschaft für Endlagerung (BGE). (2024, 13. Juni). Bericht „Asse Aktuell“ vom 13. Juni 2024 [Veranstaltungsbericht]. Link
Bürgerinitiative aus der Asse-Region, die den Umgang mit Asse II kritisch begleitet, Positionen & Aktionen dokumentiert und eigene Stellungnahmen veröffentlicht.
AufpASSEn e. V. (n. d.). AufpASSEn e. V. [Webseite]. Link zur Website
Materialien auf Englisch
Aktuelle technische Präsentation (OECD-NEA) mit verständlichem Projektüberblick: Historie, Status, Rückholkonzept, Remote-Technik.
Bundesgesellschaft für Endlagerung (BGE). (2025, March 7). Retrieval of Radioactive Waste from the Asse II Mine [Conference presentation slides]. OECD Nuclear Energy Agency. Link
EU-Forschungsverbund EURAD: Überblick zur Charakterisierung von Alt-/Legacy-Abfällen mit kurzer Asse-II-Fallstudie.
EURAD. (2024, April 15). Review of characterisation of legacy and historical wastes (Deliverable D9.8) [Research report]. Link
Verständliches Factsheet zur Endlagerung in Deutschland – inklusive aller Abfalltypen und dem Endlager Konrad.
Clean Energy Wire (K. Appunn). (2024, August 9). After the phase-out: Germany grapples with nuclear legacy as waste challenge remains [Factsheet]. Link





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